Wie profitiert(e) Deutschland vom Sklavenhandel?

Das deutsche Kaiserreich wurde 1871 als politische Einheit gegründet. Davor bestand das Gebiet das heute als Deutschland bezeichnet wird, aus verschiedenen unabhängigen Staaten. Darunter fielen Königreiche, Fürstentümer, Herzogtümer und freie Städte. Diese Staaten hatten unterschiedliche politische Systeme, Regierungsformen und wirtschaftliche Strukturen.

So entstand ab 1680 unter Kurfürst Friedrich Wilhelm an der Küste Ghanas eine Kleinkolonie, in der auch die “Festung Groß-Friedrichsburg” gebaut wurde, die als Umschlagplatz diente und z. T. bis heute erhalten ist.

Der Kurfürst selbst bestellte basierend auf den damals bereits verbreiteten rassistischen Ideologien aus “seiner” Kolonie Tiere und “ein halbes Dutzend” Ghanaischer Menschen im Teenageralter zu sich. Neben Menschen kaufte er auch Gold und Elfenbein. Als erster deutsche Menschenhändler veranlasste er die Entführung von etwa 30.000 Westafrikaner*innen in die Karibik, von denen fast die Hälfte die Überfahrt nicht überlebten.

Heinrich Carl v.  Schimmelmann importierte Waren verschiedenster Art: von Textilien bis hin zu Waffen aus dem heutigen Deutschland in afrikanische Gebiete und tauschte diese gegen Menschen ein, welche er dann auf Schiffe in Richtung Karibik entführte. Er besaß auch auf mehreren Inseln eine Handvoll eigener, großer Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen und wurde dadurch zum Millionär. 

Peter Meyer war ebenfalls ein krimineller Kaufmann der vom Menschenhandel so sehr profitierte, dass er Direktor der Royal African Company wurde, sich eine Plantage auf Barbados aneignete und sich auch mit weiteren Investments die Taschen stopfte.

Außerdem gründete der Sauerländer Friedrich Romberg Ende des 18 Jhd. sogar eine der weltweit größten Menschenhandels Agenturen – mit über 100 Schiffen und 20 Plantagen in Haiti – auch er wurde dadurch Multimillionär.

All diese Unternehmen haben sich wirtschaftlich positiv auf die deutschen Staaten ausgewirkt.

Außerdem investierten die Deutschen von Anfang an in die imperialistischen Aktionen anderer Länder. Darunter fallen Portugal, Dänemark oder Spanien. Die Deutschen produzierten häufig Waren oder Schiffe, die dann verkauft oder eingetauscht wurden.

Beispiele sind die Kessel, in denen Zuckerrohrsaft auf den karibischen Plantagen hergestellt wurde oder das Eisen für Ketten und Fesseln? oder die Leinenstoffe für Schiffssegel diverser Flotten?

“Das waren doch bloß zwei, drei böse Männer..?”

Hm, und was ist mit all den jobs, die durch deutsche Sklaverei geschaffen und erhalten wurden? Ob in der Administration, dem Schiffspersonal, Logistik, Militär, Missionen, Lehrern, Juristen, Landwirten, Medizin. Personal, Maler, Handwerker, Zwischenhändler, Wissenschaftler.. nur zwei, drei Individuen also?

Übrigens – einige deutsche verschleppten Menschen auch nach der Abschaffung der Sklaverei noch eine Zeit lang weiter, nur eben heimlich und illegal.

Ok, aber was hat das mit uns heute zu tun?

Nicht umsonst wurde bspw. noch 2006 eine neue Büste von Schimmelmann in Hamburg aufgestellt: Die Aktivitäten der Deutschen am globalen Handel mit versklavten Menschen bereicherte das deutsche Finanz- und Kapitalsystem das u.a. in die Rohstoff- und Metallindustrie floss, die unseren heutigen Wohlstand mitbegründet. Durch den finanziellen Aufschwung wuchs auch die Deutsche Bevölkerung im 17 Jhd. stark an. Gleichzeitig bereicherte das Wachstum der Deutschen Industrie wiederum die Sklaverei: 

Einige damals durch Sklavengeld finanzierte Unternehmen gibt es noch heute: wer von euch ist bei der Commerzbank? Die entstand durch Theodor Wille, einem Kaffeehändler, der versklavte Menschen für seine Arbeiten ausnutzte. Mitbegründer war aber auch Carl Woermann, der selbst mit versch. Waren aktiv am Dreieckshandel beteiligt war. seine Nachfahren, v.a. Adolph Woermann, führte das Unternehmen durch vertriebene & zur Arbeit gezwungene Menschen weiter. Nach dem Verlust der Kolonien zu Zeiten des Kolonialismus & den Weltkriegen eröffnete die Firma Filialen in Angola, Ghana und Namibia, wo es auch bis heute noch Supermärkte unter dem Namen gibt.

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